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Beitrag vom 05.09.2008
Erste Runde des Professorinnenprogramms beendet
Anna-Lena Berscheid
79 Hochschulen konnten mit ihren Gleichstellungskonzepten die Fachjury überzeugen. Sie erhalten nun Fördermittel, um zunächst bis zu 140 Professuren mit Frauen neu zu besetzen.
Im November 2007 beschloss die Bund-Länder Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) das sogenannte Professorinnenprogramm. Mit einem Budget von 150 Millionen Euro, das zu gleichen Teilen von Bund und Ländern getragen wird, sollen Hochschulen mit plausiblen Gleichstellungskonzepten eine finanzielle Förderung für die Berufung von Professorinnen für die Besetzung unbefristeter W2/W3 Professuren erhalten. Damit sollen bis 2012 mindestens 200 neue Stellen geschaffen werden. Ziel ist, den bisherigen Anteil an Professorinnen deutlich zu erhöhen.
Im Jahr 2007 betrug dieser 16,2%.
Der Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) folgend bewarben sich insgesamt 113 deutsche Universitäten, Fachhochschulen und künstlerische Hochschulen mit ihren Ideen für strukturelle Chancengleichheit. Nur jene Hochschulen, deren Pläne von einer Fachjury als positiv bewertet wurden, haben nun die Möglichkeit, bis zu drei Berufungen von Professorinnen durch Mittel des Förderprogramms zu finanzieren. Neben der Besetzung von Spitzenposten in der Wissenschaft sollen die Gleichstellungsbemühungen der Hochschulen auf allen Ebenen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, unterstützt werden.
79 Hochschulen aus 15 Bundesländern haben die erste Bewerbungsrunde erfolgreich hinter sich gebracht, in der bis zu 140 neue Professorinnenstellen mit insgesamt 70% der Programmmittel gefördert werden sollen. Hierbei wurden die Konzepte von sieben Hochschulen aus fünf Bundesländern als herausragend beurteilt. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hob im Rahmen einer Pressekonferenz am 3. September in Berlin zudem die Länder Hessen und Berlin hervor, deren Einreichungen ausnahmslos von der 15-köpfigen Fachjury positiv bewertet wurden.
Vorsitzende des ExpertInnengremiums ist Dr. Susanne Baer von der Humboldt Universität. Sie betonte, dass Deutschland keinesfalls eine Gleichstellungswüste darstelle: Auch die von der Jury abgelehnten Vorschläge enthielten Substanz, die bei weiterer Ausarbeitung der Konzepte in der zweiten Runde des Professorinnenprogramms mit Erfolg gekrönt werden könne. Im Jahr 2009 haben deutsche Hochschulen erneut die Chance, sich für die Förderung zu bewerben.
Kritik am Professorinnenprogramm übte indes die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Krista Sager: Die Förderung von 140 Professorinnenstellen in der ersten Runde greife zu kurz und nütze nur Einzelnen. Notwendige große Veränderungen im Wissenschaftssystem kämen aber so viel zu langsam voran. Sager fordert daher eine konsequentere Einflussnahme des Bundes: Das Nichterreichen von Zielen bei der Gleichstellung von Frauen müsse für die betroffenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen Konsequenzen haben. Sonst drohten nachhaltige Probleme bei Nachwuchs und Qualität für die deutsche Wissenschaft.
Weitere Informationen zum Professorinnenprogramm finden sich unter: www.bmbf.de
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